Der Nervus Vagus – auch bekannt als „der wandernde Nerv“ – ist einer der faszinierendsten Bestandteile unseres Nervensystems. Er verbindet Körper und Geist auf eine ganz besondere Weise. Aber was genau macht ihn so besonders, und warum spielt er gerade in der Physiotherapie eine so zentrale Rolle? In diesem Artikel erfährst du, warum der Nervus Vagus wichtig ist, wie er Schmerzen lindern kann und welche einfachen Übungen du selbst ausprobieren kannst, um ihn zu aktivieren.
Was ist der Nervus Vagus?
Der Vagusnerv ( Nervus vagus) ist der längste Hirnnerv in deinem Körper. Seinen Namen, „der Wanderer“, trägt er nicht umsonst: Er beginnt im Gehirn und zieht sich durch den gesamten Körper bis hin zum Bauchraum. Dabei vernetzt er wichtige Organe wie das Herz, die Lunge und den Verdauungstrakt.
Er ist Teil des parasympathischen Nervensystems, das den „Ruhe- und Erholungsmodus“ deines Körpers steuert.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Vielleicht ist dir schon mal aufgefallen, dass in stressigen Situationen ( z.B. vor einer Prüfung oder einem wichtigen Gespräch) dein Herz rast, und du merkst, wie sich dein Körper anspannt, sobald du dich aber auf deine Atmung konzentrierst und tief durchatmest wird es erträglicher - Japp… bedanke dich beim Vagusnerv.
Warum ist der Nervus Vagus wichtig für die Physiotherapie?

In der Physiotherapie spielt der Nervus Vagus eine entscheidende Rolle, weil er direkten Einfluss auf Stress, Schmerzempfinden und Regeneration hat.
- Schmerzwahrnehmung verändern: Der Nervus Vagus hilft dabei, Stresshormone wie Cortisol zu reduzieren, was Schmerzen lindern kann.
- Regeneration fördern: Dein Körper kann sich im „Ruhemodus“ besser erholen, was gerade nach Verletzungen oder Krankheiten entscheidend ist.
- Beweglichkeit steigern: Ein entspannter Körper und ein ruhiger Geist wirken sich positiv auf deinen Therapieerfolg aus.
Wie kannst du den Nervus Vagus aktivieren und stärken?
Die gute Nachricht: Es gibt viele einfache Möglichkeiten, den Nervus Vagus zu stimulieren und so Entspannung und Regeneration zu fördern. Hier sind drei Methoden die sich auch im Alltag gut umsetzen lassen:
1. Atemübungen
Die Atmung ist ein direkter Zugang, um den Nervus Vagus zu aktivieren. Tiefes, langsames Atmen beruhigt dein Nervensystem und reduziert Stress.
- Bauchatmung: Lege eine Hand auf deinen Bauch. Atme tief durch die Nase ein und spüre, wie sich dein Bauch hebt. Atme langsam durch den Mund aus – das Ausatmen sollte länger dauern als das Einatmen. Diese Technik signalisiert deinem Gehirn, dass keine Gefahr besteht, und aktiviert den Entspannungsmodus.
- 4-4-6-Atmung: Atme 4 Sekunden ein, halte den Atem 4 Sekunden an und atme dann 6 Sekunden aus. Diese bewährte Atemtechnik beruhigt dein Nervensystem effektiv.
2. Summen oder Tönen
Das Summen eines tiefen Tons, wie „Om“, oder das Singen eines ruhigen Liedes hat eine beruhigende Wirkung. Warum? Der Nervus Vagus verläuft in der Nähe deiner Stimmbänder, und die Vibrationen regen ihn an.
Übung:
- Setze dich bequem hin, schließe die Augen und summe für einige Sekunden einen Ton. Achte dabei darauf, wie sich die Vibrationen in deinem Körper anfühlen.
Diese Übung ist nicht nur entspannend, sondern auch eine effektive Möglichkeit, Stress abzubauen.

3. Kältereize
Kältereize sind eine weitere einfache Methode, um den Nervus Vagus zu stimulieren. Kaltes Wasser oder ein kühles Handtuch wirken wie ein „Reset“ für dein Nervensystem.
So geht’s:
- Tauche dein Gesicht für ein paar Sekunden in kaltes Wasser.
- Alternativ kannst du einen kühlen Waschlappen auf dein Gesicht oder deinen Nacken legen.
Diese Technik wird oft als „kalte Dusche für den Nerv“ bezeichnet und kann dir helfen, dich schneller zu entspannen.
Fazit
Der Nervus Vagus ist ein mächtiges Werkzeug, das dir dabei helfen kann, Entspannung zu finden und Schmerzen zu lindern. Schon einfache Übungen wie Bauchatmung, Summen oder Kältereize können ihn aktivieren und deinen Körper in den „Ruhe- und Erholungsmodus“ versetzen.
Nutze diese Techniken, um deinen Therapieerfolg zu unterstützen und mehr Balance in deinen Alltag zu bringen. Und sprich gern mit deinem Physiotherapeuten darüber, wie du die Stimulation des Nervus Vagus gezielt in dein Training oder deine Therapie einbauen kannst.
Dein Schlüssel zur Entspannung liegt in dir – probiere es aus!